28. Februar 2024 – von Verena di Bernardo
Kürzlich in Daniels Satsang fragte eine Teilnehmerin, wie sie in ihrem Alltag in einem während der Meditation erlebten Gelöstsein bleiben könne. Ihre Frage sprach mir aus dem Herzen, auch ich hatte schon häufig eine Trennung zwischen dem, was ich in der Meditation erfuhr, und meinem Sein und Handeln im täglichen Leben wahrgenommen.
Daniel antwortete: „An unserem Meditationsplatz, dem aufgeladenen und reinen Ort für unsere innere Einkehr, können wir unabgelenkt im unmittelbaren Erleben sein und uns völlig ins Gewahrsein zurückziehen. Dort lassen wir die äußere Welt verschwinden. Wenn wir jedoch an der Welt mit ihren gesellschaftlichen Strukturen teilnehmen, treffen wir auf Erwartungen, Forderungen, Vorstellungen. Natürlich ist das anders als in der Meditation: Wir müssen einen gewissen Grad an Bewusstsein für die Welt aufbringen, sonst gelingt es uns nicht, auf sinnvolle Weise in ihr zu funktionieren.
Im Alltag akzeptieren wir, dass wir auf Gelerntes zurückgreifen. Wenn die Aufmerksamkeit allerdings vollkommen in der Welt ist, schluckt uns das Konditioniertsein innerhalb des gewöhnlichen Bewusstseins. Daher ist es entscheidend, wie wir die äußeren Einflüsse wahrnehmen. Wenn wir auf das unmittelbare Erleben achten, entdecken wir, dass alles in uns als Teil von uns momenthaft in Erscheinung tritt, verweilt und wieder verschwindet. In Verbindung mit dieser Lebendigkeit schaffen wir die besten Bedingungen, um das Gewahrsein inmitten des Alltags zu kultivieren.“
In der Welt, aber nicht von der Welt
Daniels Antworten sind nie glatt, vereinfacht oder losgelöst, wie ich es schon manches Mal in anderen spirituellen Kontexten gehört habe. Er speist nicht mit Idealen ab, sondern geht wirklich auf das Erleben des Einzelnen ein, holt ihn genau dort ab und führt ihn in sein eigenes, erfühltes und verbundenes Verständnis von Wahrheit.
„Öffnet euch in der Meditation – an eurem zurückgezogenen, heiligen Ort – immer wieder für das Momenthafte, um das ewig präsente Gewahrsein zu bewahren, wenn ihr wieder an der Welt teilnehmt. So könnt ihr in der Welt sein, aber nicht von der Welt.
In der Meditation ist es so, als würden wir das „In-der-Welt-Sein“ einklappen, sobald weltliche Verpflichtungen da sind, klappt einfach ein Teil wieder aus. Aber egal, ob er ein- oder ausklappt – etwas ist die ganze Zeit da und offen. Immer. Auch im Alltag bleiben wir dem inneren Geschehen gegenüber wach und sehen, auf was unsere Aufmerksamkeit die ganze Zeit anspringt. Gerade bei Herausforderungen in eurem Leben pausiert zwischendurch immer wieder – alle ein, zwei Stunden für ein paar Minuten – und fragt euch: Was geschieht gerade in mir? Kann ich es annehmen und ihm Raum geben?“
Wahrhaftiges Dasein
Daniels Praxisanweisungen fließen immer direkt ins Leben, sie sind lebendig und beschränken sich nie nur auf einen stillen Raum oder die Zeit auf dem Sitzkissen. Sie breiten sich als beständige Übung in unser ganzes Dasein aus. Die Fragen, die er uns stellt, wecken eine tiefe Sehnsucht, der eigenen inneren Wahrheit immer näher zu kommen und sie letztlich in uns selbst zu verwirklichen:
„Ist es möglich, den eigenen Guru im Herzen als das eigene göttliche Selbst zu erleben? Das bedeutet: Haben wir einen Zugang zu unserer tiefen Herzensweisheit, während wir in der Welt sind, in der unser Körper-Geist agiert? Führen wir ein wahrhaftiges Dasein, weil wir dem folgen, wie es unserem unmittelbaren Erleben entspricht, und nicht dem, was uns unser Geist vorgaukelt? Sind wir gleichzeitig in der Welt und nicht von der Welt?“
Der Weg der Praxis…
Wenn man Daniel im Satsang lauscht, fühlen sich seine Antworten aus dem Moment heraus an wie ein beständiges Abgeholtwerden – immer wieder betont er mit etwas anderen Worten, wie wichtig das Commitment ist, aufrichtig zu praktizieren: „Je mehr wir uns in der stillen Meditation von der äußeren Welt verabschieden können und so vollständig wie möglich heimkehren, desto mehr erfahren wir ein völliges Genährtsein. Dadurch suchen wir es nicht mehr in der äußeren Welt und die Aufmerksamkeit kann zurückgezogen bleiben.
Ohne Anhaftung, ohne das Getriebensein beispielsweise von Macht, Lust oder Anerkennung, können wir bei uns sein und bleiben. Seid den Tendenzen gegenüber achtsam und nehmt die Einladungen nicht an, durch die ihr euch in der Welt verliert. Damit die spirituelle Praxis und das Alltägliche ineinandergreifen, solltet ihr nicht „einer von dieser Welt“ werden!
… als Lebenskraft
Es gibt bestimmte Übungen, die uns im Alltag helfen: Eine davon ist, immer wieder bei der Atmung zu sein. So spüren wir inmitten des alltäglichen Lebens diese ursprüngliche Kraft, die jeden belebt und alles existieren lässt. Wenn wir in Berührung mit diesem tiefen Existenzerleben sind, kommt etwas Unerschütterliches in unser Bewusstsein. Deshalb pausiert immer wieder und seid dieser Kraft nah. Wählt immer wieder die Atmung, während Körper und Geist in der Welt funktionieren. Achtet darauf, was an Leben durch euer Herz hindurchfließt und was es bewegt. Lasst den Geist nichts fixieren und bleibt im Fluss des Erlebens… in dem Augenblick ist das wie eine Meditation in der Welt.“